Numerische lineare Algebra


Die beiden zentralen Aufgaben der numerischen linearen Algebra sind die Lösung linearer Gleichungssysteme und die Lösung von Eigenwertaufgaben. Sie sind Teilgebiete der numerischen Mathematik, welche einerseits eigenständig neben anderen Teilgebieten wie Interpolation, Approximation, Optimierung, Lösung nichtlinearer Gleichungen, Lösung gewöhnlicher und partieller Differentialgleichungen stehen, andererseits wichtige Hilfsmittel bei der Behandlung dieser Themen sind. Auf diesem Gebiet sind in den letzten 30 Jahren, nicht zuletzt wegen der Entwicklung immer leistungsfähigerer Rechner, enorme Fortschritte erzielt worden.

Hier soll ein erster Einblick in die fundamentalen Probleme der numerischen linearen Algebra gegeben werden. Dazu werden die 6 wichtigsten Probleme angegeben, kurz ihre Bedeutung erläutert und es werden die Schwierigkeiten aufgezeigt, mit denen man beim Lösen dieser Probleme auf Rechnern konfrontiert wird, wenn 'offensichtliche' Lösungsansätze verwendet werden.

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Eine Variante dieses Problems, welche in der Praxis häufig vorkommt, erfordert das Lösen linearer Gleichungssysteme mit derselben Matrix A auf der linken Seite, verschiedenen Vektoren b auf der rechten Seite. D.h. das Problem ist, eine Matrix X = [ x_1 x_2 ... x_m] zu finden mit AX=B, wobei B = [ b_1 b_2 ... b_m] eine n-x-m Matrix ist.

Eng verknüpft mit dem Problem des Lösens von linearen Gleichungssystemen sind die folgenden Probleme : Bestimmung der Inversen, des Rangs, der Determinante, der führenden Hauptabschnittsdeterminanten, sowie einer orthonormalen Basis für den Bildraum und den Kern einer Matrix A.

Lineare Gleichungssysteme treten in fast allen Bereichen der Naturwissenschaften und Technik auf : angewandte Mathematik, Biologie, Chemie, Physik, Elektrotechnik, Maschinenbau, Tiefbau, Statik, etc.

Die meisten Probleme zum Lösen linearer Gleichungssysteme haben ihren Ursprung in der numerischen Lösung von Differentialgleichungen. Viele mathematische Modelle physikalischer und technischer Systeme sind Systeme von Differentialgleichungen (sowohl gewöhnlicher als auch partieller Differentialgleichungen). Ein System von Differentialgleichungen wird typischerweise numerisch durch Diskretisierung des Systems mittels finiter Differenzen- oder finiter Elemente-Methode gelöst. Der Prozeß der Diskretisierung führt i.a. auf ein lineares Gleichungssystem, dessen Lösung eine Approximation an die Lösung des Systems von Differentialgleichungen ist.

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Least-squares Probleme treten in statistischen und geometrischen Anwendungen auf, welche das Anpassen eines Polynoms oder einer Kurve an experimentelle Daten erfordern, sowie in technischen Anwendungen wie Signal- und Bildverarbeitung. Methoden zur numerischen Lösung von least-squares Problemen führen unweigerlich auf das Lösen von linearen Gleichungssystemen.

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Das Eigenwertproblem tritt typischerweise bei der Lösung und Stabilitätsanalyse homogener Systeme von Differentialgleichungen erster Ordung auf. Zur Stabilitätsanalyse benötigt man nur implizite Kenntnis der Eigenwerte, bei der Lösung homogener Systeme benötigt man die Eigenwerte und Eigenvektoren explizit.

Anwendungen wie Wertpapieranalyse (stock market analysis) und das Studium des Verhaltens dynamischer Systeme erfordert die Berechnung von nur einigen wenigen Eigenvektoren und Eigenwerten - häufig die größten oder kleinsten.

In vielen Anwendungen ist die Matrix A symmetrisch, das führt dann auf das symmetrische Eigenwertproblem. Eine große Anzahl der Eigenwertprobleme in technischen Anwendungen sind allerdings verallgemeinerte Eigenwertprobleme.

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Verallgemeinerte Eigenwertprobleme treten z.B. bei der Analyse von Schwingungen von nicht gedämpften Strukturen auf, welche als System von Differentialgleichungen 2. Ordnung
B d^2z/dt^2 + A z = 0 modelliert werden.

Ähnlich führt das gedämpfte System A d^2z/dt^2 + B dz/dt + C = 0 zum quadratischen Eigenwertproblem.

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Diese Zerlegung ist als Singulärwertzerlegung von A bekannt. Die Eigenwerte von Sigma sind die singulären Werte. Die Spaltenvektoren von U und V nennt man singuläre Vektoren.

In vielen Bereichen, z.B. Kontrolltheorie, Biomedizintechnik, Signal-, Bildverarbeitung und statistischen Anwendungen, tritt das Problem, eine Singulärwertzerlegung zu berechnen, auf. Diese Anwendungen erfordern typischerweise die Bestimmung des Rangs von A, einer orthonormalen Basis, von Projektionen, des Abstands einer Matrix zu einer anderen von niedrigerem Rang, etc. in Gegenwart von gewissen Verunreinigungen (bekannt als 'noise') in den Daten. Singuläre Werte und Vektoren sind die numerisch verläßlichsten Mittel diese Dinge zu bestimmen. Die Singulärwertzerlegung ist ebenfalls der numerisch effektiveste Ansatz zur Lösung von least-squares Problemen, insbesondere wenn A nicht vollen Rang hat.

Einige 'offensichtliche' Ansätze, obige Probleme zu lösen sind nicht praktikabel im Rahmen einer Computerimplementierung und können sogar ungenaue Ergebnisse produzieren.

Wir haben hier aufgezeigt, wie einige 'offensichtliche' Lösungsansätze zur Lösung von Problemen der numerischen linearen Algebra zu Schwierigkeiten bei der Berechnung auf Computern führen können und Ungenauigkeiten in den Ergebnissen hervorrufen. Die numerische lineare Algebra beschäftigt sich mit der Analyse oben dargestellter Schwierigkeiten, mit Untersuchungen, wie diese Schwierigkeiten überwunden werden können, und mit der Formulierung und Implementierung von numerisch robuster Software. Gute Software-Entwicklung erfordert ein mathematisches Verständnis des zu lösenden Problems, ein Gefühl für algorithmischen Ausdruck und Verständnis für finite-precision Arithmetik. Ein Ziel ist stets, Programmpakete zu entwickeln, deren Prozeduren von anderen Wissenschaftlern und Ingenieuren als verläßliche black-box in komplizierterer Software, welche auf ihre speziellen Probleme zugeschnitten ist, eingesetzt werden können.

Forschungsschwerpunkte der Abteilung Numerische Mathematik sind:

Genauere Beschreibungen zu den einzelnen Forschungsschwerpunkten findet man bei den einzelnen Arbeitsgruppenmitgliedern.

Heike Fassbender